Jan. 14th, 2017

92_lina: Porträt eines Mädchens (Woman with wax tablets and stylus (so-called "Sappho")). (sappho)
 .
       Deutsche Geheimdienste warnen vor russischer Manipulation

Russland versucht gezielt, das gesellschaftliche Klima in Europa zu beeinflussen, befürchten BND und Verfassungsschutz. Das Verhältnis zu den USA solle gestört werden.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) und das Bundesamt für Verfassungsschutz werfen Russland vor, die enge Bindung Europas an die USA systematisch zu torpedieren. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht des Arbeitskreises PsyOps (Psychologische Operationen) an die Bundesregierung hervor, wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet

Das Bundeskanzleramt hatte die Geheimdienste damit beauftragt, russische Propagandakampagnen – wie etwa den Fall Lisa – sowie Cyberangriffe zu untersuchen. Vor gut einem Jahr war eine 13-jährige Russlanddeutsche kurzzeitig verschwunden. Das Mädchen gab später an, von "Südländern" vergewaltigt worden zu sein, was allerdings nicht stimmte. Russische Medien und Politiker warfen den deutschen Behörden daraufhin vor, einen vermeintlichen Skandal zu vertuschen.
 

Der Bericht der Geheimdienste stellt nun fest, dass die russische Einflussnahme innerhalb der EU zugenommen habe. Demnach versuche Russland gezielt, das gesellschaftliche Klima zu beeinflussen und Konflikte zu eskalieren. Der Spiegel berichtet weiter, es gehe Russland darum, das Bündnis zwischen der EU und den USA zu destabilisieren. 

Sorge bereitet auch, dass Russland mit Cyberattacken nach Ansicht von US-Geheimdiensten aktiv in den Präsidentschaftswahlkampf in den USA eingegriffen habe. Das hatte jüngst auch der künftige US-Präsident Donald Trump kritisiert.

Einfluss auf Wahlen in Europa

 

Nicht nur für den Bundestagswahlkampf in Deutschland werden nun ähnliche Manipulationsversuche durch Russland erwartet, auch für die Wahlen in anderen EU-Ländern wie etwa in den Niederlanden im März oder im April/Mai in Frankreich. Die EU und die Nato seien längst alarmiert und suchten zusammen mit ihren Mitgliedstaaten nach Gegenstrategien, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Die Angriffe auf Datennetze vieler ihrer Mitgliedstaaten seien besorgniserregend. Daher konzentriere man sich darauf, die Bündnisstaaten bei der Cyberabwehr zu unterstützen. "Jeder Versuch, in nationale Wahlen von außen einzugreifen oder diese zu beeinflussen, ist nicht hinnehmbar." 

Der für Sicherheit zuständige EU-Kommissar Julian King warnte schon im November vor Cyberangriffen, die darauf zielten, "die öffentliche Meinung vor allem während Wahlkämpfen zu manipulieren". Es könne davon ausgegangen werden, "dass solche Angriffe fortgesetzt werden, um 2017 die Wahlen in Europa zu beeinflussen".

EU und Nato gründen Zentrum für Abwehr hybrider Bedrohungen

Mit der Richtlinie zur Sicherheit von Netzwerken und Informationssystemen (NIS-Richtlinie) hatten sich die Europäer im August 2016 erstmals EU-weite Regeln zur Cybersicherheit gegeben. Die Mitgliedstaaten verpflichten sich damit, nationale Abwehrstrategien zu entwerfen, Eingreif- und Überwachungsteams aufzustellen und sich regelmäßig auf EU-Ebene abzustimmen. In nationales Recht umgesetzt und damit voll in Kraft gesetzt wird die Richtlinie allerdings erst bis Mai 2018.

Seit vergangenem Jahr ist das Internet für die Nato ein eigenständiges Einsatzgebiet. Angriffe über Datennetze können seither wie andere militärische Angriffe behandelt werden. Damit ist möglich, dass Hackerangriffe sogar den Bündnisfall nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages auslösen.
 

Die Abwehr digitaler Angriffe spielt auch beim gemeinsamen Vorgehen von EU und Nato gegen sogenannte hybride Bedrohungen eine Rolle. Damit sind etwa Täuschungen und Verschleierungen, Propaganda und gezielte Desinformation sowie Hackerangriffe statt des Einsatzes militärischer Mittel gemeint. Der Westen wirft Russland vor, solche Taktiken im Ukraine-Konflikt eingesetzt zu haben. 

Schon im Dezember hatten die Nato und die EU vereinbart, ein europäisches Zentrum für die Abwehr hybrider Bedrohungen zu gründen. Bisher laufe ein Austausch zur Cyberabwehr, teilte die Nato mit. Wichtig sei, dass es abgestimmte und gemeinsame Standards zur Abwehr gebe und das Personal daher gemeinsam geschult und ausgebildet werde. Stoltenberg betonte allerdings, dass Gegenpropaganda das falsche Mittel sei. Stattdessen müsse Europa mit klaren Fakten gegensteuern.

Quelle: Die "Zeit" : http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/russland-deutschland-geheimdienst/komplettansicht





Profile

92_lina: Marienburg (Default)
92_lina

December 2023

S M T W T F S
     12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
31      

Most Popular Tags

Style Credit

Expand Cut Tags

No cut tags
Page generated Jun. 27th, 2025 08:27 pm
Powered by Dreamwidth Studios