92_lina: Porträt eines Mädchens (Woman with wax tablets and stylus (so-called "Sappho")). (sappho)
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Sänger und Musiker sind nicht die einzigen Künstler, die Trump eine Nase drehen, auch viele Hollywoodstars rufen zur Gegenwehr auf. Schauspielerinnen wie Julianne Moore, Frances McDormand und Scarlett Johansson wollen am Samstag beim «Women's March» mitlaufen, dem grossen Protestmarsch, zu dem Hunderttausende aus allen Teilen des Landes nach Washington kommen. Bildende Künstler, darunter Cindy Sherman und Richard Serra, haben Museen und Galerien aufgefordert, am Freitag die Türen zu schliessen – eine Idee, die nicht nur Beifall erhalten hat. Zu Recht: Warum sollen ausgerechnet die Institutionen zumachen, in denen jene Diversität und intellektuelle Auseinandersetzung befördert wird, die zu stärken nötiger scheint denn je?

Um in diesem Sinne dem Geist der Zeiten zu trotzen, hatte die Autorenvereinigung PEN America schon am letzten Sonntag eine grosse Anzahl Schriftsteller zu einer öffentlichen Lesung auf den Stufen der New York Public Library versammelt, wo Michael Cunningham, Siri Hustvedt, Rick Moody, Jeffrey Eugenides, Francine Prose und viele andere über drei Stunden in klirrender Kälte Gedichte vortrugen – mit anschliessendem Protestzug zum Trump Tower. Dortselbst fand auch am Donnerstagabend auf Anregung des Filmemachers Michael Moore und diverser Schauspieler eine grosse Protestveranstaltung statt – mit im Boot: New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio.

Es ist in diesem Zusammenhang wohl nicht unerheblich, dass Barack Obama den Künsten und der Literatur sehr zugetan ist; Bücher sind dem scheidenden Präsidenten erklärtermassen Seelennahrung und Überlebenshilfe. Künstler und Schriftsteller waren im Weissen Haus regelmässig zu Gast, und wie man den Hochglanzmagazinen entnehmen kann, haben die Obamas die Wände mit moderner und zeitgenössischer Kunst gefüllt. Von Trumps Engagement in Sachen Kunst ist bisher nicht viel an die Öffentlichkeit gedrungen – nur überlebensgrosse Ölporträts von ihm selbst. Und natürlich jene Tweets, in denen er das Broadway-Ensemble des Musicals «Hamilton», den Schauspieler und TV-Trump-Parodisten Alec Baldwin und zuletzt Meryl Streep für «vollkommen überschätzt» erklärte – weil diese ihn kritisiert hatten.

Tickets fürs Volk

Der Mann, der Glamour und Star-Power über alles liebt, hatte bei seiner Amtseinführung also weitgehend nur die zweite Wahl. Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er aus dem Debakel nicht Kapital geschlagen hätte. So verkaufte er – via Twitter, versteht sich – das mickrige Star-Aufgebot als eine Verbeugung vor seinen Fans. Er wolle gar keine Superstars haben, sondern die Tickets günstig halten, damit auch «das Volk» dabei sein könne.

Angesichts all der Absagen, die es von Entertainern, aber auch von vielen Politikern hagelte, war dieser Impuls im Zweifelsfall wohl eher eine Notmassnahme, um die Ränge mit jener «riiieesigen Menge» zu füllen, die der neue Präsident seiner Selbsteinschätzung nach wie ein Magnet anzieht.


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